Die Geschichte des LSV

Unter dem 27.Juli 1885 vereinigten sich im Schmeckebier´schen Locale nach vorausgegangener Vorbesprechung 19 Herren, um die von einer eingesetzten Comission ausgearbeiteten Statuten zu beraten, zu genehmigen und somit den Verein Lübecker Segler ins Leben zu rufen.“

Die Geburtsstunde des LSV

Aus Königsberg kommt die Welle des „Lustsegelns“ Mitte des 19. Jahrhunderts angerauscht und erfasst 1884 auch Lübeck. Der im selben Jahr gegründete „Lübecker Segel Club“ zerfällt bereits ein Jahr später, aber ein Teil seiner Mitglieder, insgesamt 19 Lübecker Kaufleute, Angestellte und Handwerker, fassen umgehend den Entschluss, auf der Wakenitz und der Schlutuper Wiek und ab 1890 erstmalig auch auf dem Ratzeburger See Wettfahrten abzuhalten und Gründen in den Abendstunden des 27. Juli 1885 den Verein Lübecker Segler.

1903 finden dann die ersten Regatten mit den Kameraden vom Segler-Club Hansa statt. Feste Wettfahrtbestimmungen existieren noch nicht, stattdessen werden Regeln von einem gesondert einberufenem Ausschuss festgelegt.

Das erste Pachtgrundstück an der Wakenitz

Eine kleine Schar von Mitgliedern nutzt die Zeit der Unstimmigkeiten mit dem Wirt der „Wakenitzbellevue“ und durch eine geschickte Finanzierung mittels Anteilsscheinen gelingt es 1908, ein 200 m² großes, aufgeschüttetes Wassergrundstück anzupachten und hier ein eigenes Bootshaus zu errichten. Ein Bojenfeld als Hafenanlage rundet das neue Angebot ab und durch die Attraktivität steigt die Mitgliederzahl rasch an: 80 Mitglieder feiern das 25-jährige Bestehen. In den folgenden Jahren 1913, 1923 und 1926 wird weiteres Land angepachtet, um dann die heutige Grundstücksgröße zu erreichen.

Der erste Weltkrieg unterbricht das prosperierende Vereinsleben, aber nach dessen Ende werden wichtige Entscheidungen von seinen Mitgliedern getroffen: 1920 wird der Verein in „Lübecker Segler-Verein von 1885“ umbenannt, tritt dem Deutschen Segler Bund bei, weiht die neue Messe am Wakenitzufer ein und nimmt ein Jahr später das erste, weibliche Mitglied auf.

Die folgende Weltwirtschaftskrise treibt die monatlichen Mitgliedsbeiträge auf 140 Mio Reichsmark. In der sich anschließenden Zeit der Stabilisierung ab 1925 werden neue Projekte angegangen: Nord-, und Mittel- und Südbrücke entstehen und auch die Vereinsfläche wächst weiter südlich des Bootshauses.

Wer ist Jochen Kulbors?

Ein neues Mitglied erblickt im Januar 1925 das Licht der Welt und findet schnell Bekanntheit und Achtung über die Vereins- und Stadtgrenze hinaus: Jochen Kulbors, der kauzige Fischer, sammelt in seiner Lade alljährlich in plattdeutscher Sprache anlässlich eines Eisbeinessens viel Geld und stiftet dieses in großzügiger Manier der Jugendabteilung. Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung werden seitdem und bis heute von der Kulbors-Gilde eingeladen.

1927 erhält die Jugendarbeit eine organisierte Struktur – eine „Jugendmannenabteilung“ wird gegründet, die bis heute überaus erfolgreich die jüngsten Mitglieder an den Segelsport heranführt. Schon zwei Jahre später erhält die Jugend eine eigene Unterkunft am Ratzeburger See in Rothenhusen.

Das sich anschließende Wirtschaftswunder spiegelt sich auch in der Vereinsentwicklung des LSV wieder: der Verein kann sich ein Startboot leisten, unterhalb der Messe wird eine Wohnung für den Pächter eingebaut. Der über Jahrzehnte ehrenamtlich tätige Heinrich Möller wird 1950 zum Kommodore des Vereines ernannt und alle Startschiffe werden zukünftigen seinen Namen tragen.

Durch die unfreiwillige Abtretung der Siedlung „Rothenhusen Ost“ an das Gebiet der SBZ werden Ersatzflächen gesucht und in unmittelbarer Nähe am Schanzenberg gefunden – die ersten Wochenendhäuser entstehen.

 

 

Die zunehmende Seglerschar führt zu neuem Platzbedarf, weshalb 1954 das „Bootshaus II“ in Lübeck errichtet und pünktlich zur Einlagerung im Winter übergeben wird. In der Jugendabteilung versucht man sich am Finn-Dinghi, einer bei den Olympischen Spielen 1952 in Oslo neu eingeführten Bootsklasse, aber der Pirat setzt seinen Erfolgskurs fort und zunehmende Teilnehmerzahlen sorgen 1955 für notwendige zwei Starts bei den Regatten auf dem Ratzeburger See.

Nachdem 1956 der Deutsche Segler-Verband die neu gegründete „Regattagemeinschaft Ratzeburger See“ mit der Durchführung der Deutschen Meisterschaft der O-Jollen beauftragt, erblickt ein Jahr später die Oyhmelei das Licht der Welt.

Vorerst mit einer Mannschaftswertung, seit 1978 mit „fliegendem“ Crewwechsel, erlebt diese eigenwillige Form des Regattasegelns erst auf der Wakenitz und später dann auf dem Ratzeburger See ihren Durchbruch.

Die Micky-Boot Flotte

Für den Segelnachwuchs fehlt es in diesen Jahren an geeigneten Einstiegsbooten, weshalb eine engagierte Gruppe um Heinz Wulf und Erich Westfehlung fünf Micky-Boote, auch Puschen genannt, im Bootshaus II auf Kiel legen. Im Sommer 1957 werden diese unter Berichterstattung des NDR getauft und der Jugendabteilung übergeben.

Die 60er und 70er Jahre

1959 kann das Gelände am Schanzenberg wieder erweitert werden, bevor dann das Jahr 1960 ganz im Zeichen des 75-jährigen Vereinsjubiläums steht. 54 Jollen, 24 Jollen- bzw. Kielkreuzer und 7 Motorboote werden im Bootsregister geführt. Nachdem 1963 das Jugendhaus am Schanzenberg erworben werden kann, werden auch infolge der zunehmenden Zahl der Mitglieder weitere Liegeplätze am Ratzeburger See benötigt. Die gewerbliche Aufgabe des Fischereihafens bietet dabei eine einmalige Chance und zähe Verhandlungen mit der Genossenschaft sowie der Verwaltung führen 1963 dazu, dass bis 1964 hier ein neuer Hafen mit vorgelagerter Mole errichtet werden kann.

Die Klasse der 15qm – Jollenkreuzer ist im Verein stark etabliert und 1965 richtet der LSV die Deutschen Meisterschaften am Ratzeburger See aus, die von den LSV´ern unter Aufmerksamkeit von Rundfunk und Fernsehen für sich entschieden werden können. Einige Jahre später gelingt es 1971 einem Vereinsmitglied als Crewmitglied im Soling die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen.

Die 1970er Jahre mit der aufkommenden Kunststofftechnologie im Bootsbau verändern auch das Bild der Flotte im LSV und so werden im Yachtregister allein 1974 elf Neuzugänge aus dem Hause Neptun verzeichnet. Die bauliche Anlage am Wakenitzufer wurde entsprechend angepasst und nach Rückbau von Schleppdach und Asphaltierung der Außenfläche stand dem erstmaligen Einsatz eines Mobilkranes und der Überwinterung der neuen Flotte im Außenbereich nichts mehr entgegen.

Auch das Bootshaus mit Messe rückt Anfang der 1970er Jahre in den Fokus der Betrachtungen – der Zahn der Zeit nagt an der Bausubstanz und die Mitglieder entscheiden sich 1973 gegen einen Neubau und für eine Sanierung der vorhandenen Anlage. In der nachfolgenden Zeit werden Sanitäranlagen angebaut, die Messe erweitert und ein neuer Jugendraum geschaffen.

Am Ratzeburger See wehren sich die ansässigen Vereine gegen eine Zerschneidung der Vereinsgelände durch einen Wasserwanderweg, der jedoch 1978 errichtet wird.

Erfolgreiche Regattasegler und das 100-jährige Jubiläum

Weiterhin und mit großem Erfolg vertreten LSV´er den Verein bei Deutschen Meisterschaften, die 1977 im Conger und 1980 in der Varianta gewonnen werden können.

Die Lasermeisterschaften am Ratzeburger See im Jahre 1981 zeigen, dass die sanitären Anlagen dringend zu erneuern sind und so entsteht, mit viel Eigenleistung, im Jahr 1982 ein neues Sanitärgebäude. Nur zwei Jahre später kann dann durch eine großzügige Spende auch das neue Jugendhaus bezogen werden.

1985 wurde nach einer Vielzahl von vorherigen Erneuerungen am Wakenitzufer und am Ratzeburger See die 100 Jahrfeier des LSV in gebührend großem Stil gefeiert, die mit der Ausrichtung der Deutschen Meisterschaft in der Varianta-Bootsklasse gekrönt werden konnte. Ein Schiff des LSV kann als Gesamtzweite dieses Fest abschließen.

Schon unmittelbar anschließend beginnt mit der Kooperation mit der Thomas-Mann-Schule, die 1986 eine Segel AG ins Leben ruft, eine Erfolgsgeschichte der Zusammenarbeit mit Lübecker Schulen, die bis heute anhält. Jugendliche erlernen auf Wakenitz und Ratzeburger See die Grundlagen des Segelns und können anschließend in den Verein und die Jugendarbeit integriert werden. Später kümmert man sich auch um die an Land wartenden Eltern und beginnt mit dem „Mutti-Segeln“. Im selben Jahr feiert eine Crew des LSV den Deutschen Meisterschaftstitel im Schwertzugvogel.

Die Eissegler-Flotte

In langen Wintertagen von einigen Mitgliedern selbst erbaut können neun Eissegler wegen fehlendem Eis erst nach drei Jahren 1991 getauft und dann auf die Bahn gebracht werden. Die zunehmende Flotte wird begeistert bis heute entsprechend der Eisverhältnisse auf dem Ratzeburger See, aber auch überregional von den Mitgliedern eingesetzt.

Deutsche Meister und noch ein Jubiläum

In der Varianta Klasse gelingt es 1994 unserer Crew in der vom LSV am Ratzeburger See ausgerichteten Deutschen Meisterschaft, die gesamte Konkurrenz im Kielwasser zu lassen.

1999 steht dann wieder eine große Feier an: der Schanzenberg, ehemals als Segler Kolonie und Ersatz für die in die SBZ abgetretene Ferienhaussiedlung Rothenhusen-Ost entstanden und sehr schnell zum zentralen Stützpunkt und Vereinsmittelpunkt entwickelt, feiert sein 50-jähriges Bestehen.

2001 gelingt dann erneut einer Crew unter LSV-Stander in Steinhude der Sieg in der Deutschen Meisterschaft der Varianten.

Die Schanzenberg Open

Und 2005 ein weiterer Urknall in der Vereinsgeschichte: zusammen mit dem Segler Club Hansa erblicken die „Schanzenberg Open“ das Licht der Welt und werden mit den Freitagsregatten zu dem Magneten für den Freizeit-Regattasport. Das Teilnehmerfeld wächst bis heute genauso wie die Beliebtheit dieser Veranstaltung.

Ein Kran für Schanzenberg

Im Jahre 2008 gelingt es dann, Schanzenberg durch eine neue Attraktion zu bereichern. Am Kopf des Fischereihafens wird ein Säulenkran errichtet, welcher für einheimische, aber auch für von weither anreisende Segler zu einem echten Gewinn wird. Die Ergänzung durch den Bau eines Bootswaschplatzes rundet diese Anlage 2011 ab.

125 Jahre jung und die Zukunft fest im Blick

Um auch die junge Generation bereits früh an den Segelsport heranzuführen, wird im Zuge der 125-Jahrfeier 2009 die Aktion „Wakenitzkids“ erstmalig veranstaltet. Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren können im Zuge einer Ferienpassaktion die ersten Grundlagen des Segelns erlernen – die Aktion ist ein großer Erfolg und wird, in Kooperation mit den Vereinen LKV, SCH, LYC und SVW, alljährlich fortgesetzt.

Im selben Jahr wird eine Crew erfolgreich als Deutscher Meister in der Klasse der Varianten von der Möhntalsperre zurückkehrend im LSV gefeiert.

Der Lübecker Segler-Verein von 1885 e.V. ist der älteste in Schleswig Holstein gegründete verein und gehört zu den 20 ältesten Segelvereinen Deutschlands. Wir sind stolz auf diese Geschichte, gestalten die Gegenwart für Segelsport und ein freundschaftliches Beisammensein und freuen uns in diesem Sinne auf die gemeinsame Zukunft !